Unsere unabhängigen Test- und Vergleichskriterien
Wie wir Fassadenfarben unabhängig testen und vergleichen
Wir erklären alles in klarer Sprache. Mit echten Prüfwerten, einfachen Tabellen und einem fairen Punktesystem.
Überblick
Echte Prüfwerte • klare Tabellen • faires Punktesystem
DPUR, EN 1062-7 (Risse), EN 1062-6 (CO₂), Haftzug (EN ISO 4624).
B Datenblatt mit Normen = 0,90
C Marketing ohne Messwerte = 0,75
Diffusion V/sd (EN ISO 7783)
Farbtonstabilität ΔE00
Schmutzabweisung DPUR
Rissklasse (EN 1062-7)
CO₂-Klasse (EN 1062-6)
Haftzug (EN ISO 4624)
Ergiebigkeit / Deckkraft / Verarbeitung
VOC / EPD / Konservierer
- Bindemittel, Glanzgrad, Korngröße
- w, V/sd, CO₂, Rissklasse, Haftzug
- ΔE00, DPUR-Nachweis
- HBW/LRV, bei dunkel: TSR + WDVS-Freigabe
- VOC, Konservierer, EPD/Labels
- Ergiebigkeit, Schichtdicken, Regenfest-Zeit
- Klare Normbezüge + Quellenklasse A/B/C
- Keine Normwerte zu w, Diffusion, CO₂ oder Rissklasse
- Dunkle WDVS-Töne ohne TSR & Freigabe
- „Algen-/Pilzschutz“ ohne Prüfbericht
- Chargenschwankungen ΔE00 > 2
Inhalte
- 1 Überblick
- 2 1) Situationen sind verschieden – deshalb gewichten wir unterschiedlich
- 3 2) Messwerte in einfacher Sprache
- 4 3) Wie zuverlässig sind die Angaben?
- 5 4) Beispiel für unser Punktesystem
- 6 5) Diese Basisdaten brauchen wir immer
- 7 6) So testen wir in der Praxis
- 8 7) Warnsignale – hier werden wir skeptisch
- 9 Farbsysteme im Überblick – nicht nur Dispersionsfarbe
1) Situationen sind verschieden – deshalb gewichten wir unterschiedlich
Es gibt nicht die eine „beste“ Farbe. Der Standort entscheidet, was wichtig ist.
Situation | Darauf achten wir |
---|---|
Küste / viel Schlagregen | Wasseraufnahme (w), Haftung, Rissüberbrückung, Salz-/Alkalibeständigkeit |
Wald / Nordseite | Algen-/Pilzschutz, Atmungsaktivität (Diffusion), geringe Wasseraufnahme |
Stadt / Feinstaub | Schmutzabweisung (DPUR), leichte Reinigung, stabile Farbtöne |
WDVS/ETICS (gedämmte Fassade) | HBW/LRV, TSR bei dunklen Tönen, Rissüberbrückung, CO₂-Sperre |
Denkmalschutz / mineralisch | Hohe Diffusion (V1), Alkalibeständigkeit, Silikatverträglichkeit |
2) Messwerte in einfacher Sprache
Wir vergeben pro Kriterium 0–100 Punkte. Je besser der Messwert, desto mehr Punkte.
3) Wie zuverlässig sind die Angaben?
Wir werten Zahlen je nach Quelle. So bleibt der Vergleich fair.
4) Beispiel für unser Punktesystem
Wir multiplizieren Punkte (aus Messwerten) mit Gewichten (je nach Situation) und mit dem Datenqualitäts-Faktor.
Kriterium | Messwert → Punkte | Küste | Wald | Stadt | WDVS |
---|---|---|---|---|---|
Wasseraufnahme (EN 1062-3) | W1=95, W2=75 | 18% | 14% | 10% | 12% |
Diffusion (EN ISO 7783) | V1=95, V2=75 | 10% | 16% | 8% | 10% |
Algen-/Pilz (EN 15457/15458) | „beständig“=95 | 8% | 20% | 8% | 10% |
Farbtonstabilität (ΔE00) | ≤2=95, ≤4=80 | 10% | 8% | 14% | 8% |
Schmutzabweisung (DPUR) | gering=90 | 8% | 8% | 18% | 8% |
Rissüberbrückung (EN 1062-7) | A3=90 | 10% | 8% | 8% | 14% |
CO₂-Sperre (EN 1062-6) | C2/C3=90 | 10% | 6% | 8% | 12% |
HBW/TSR (nur WDVS) | Freigabe + hoher TSR = 95 | 6% | 6% | 8% | 14% |
Verarbeitung | hoch=85 | 10% | 8% | 10% | 8% |
Ökologie | VOC/EPD top=90 | 10% | 6% | 8% | 4% |
Einfach erklärt: Wir geben pro Kriterium Punkte, multiplizieren sie mit dem Gewicht (je nach Situation) und am Ende mit A/B/C (Datenqualität). Fertig ist der Score.
5) Diese Basisdaten brauchen wir immer
- Bindemittel (Reinacrylat, Siliconharz, Silikat …), Glanzgrad, Korngröße
- w-Wert, V-Klasse (sd), CO₂-Klasse, Rissklasse, Haftzug
- ΔE00 nach Bewitterung, DPUR-Nachweis (Labor oder Feldtest)
- HBW/LRV; bei dunklen Tönen: TSR + WDVS-Freigabe
- VOC, Konservierer, EPD/Labels
- Ergiebigkeit (m²/L), Schichtdicken, Regenfest-Zeit, Überstreichintervall
- Klare Normbezüge + Quellenklasse A/B/C
6) So testen wir in der Praxis
- Musterplatten auf Zementputz, Altbeschichtung und WDVS; Grundierung wie vorgeschrieben, 2× Beschichtung.
- 12 Monate draußen: Süd- und Nordseite. Wir messen Farbe (ΔE00) und fotografieren monatlich.
- Verschmutzung & Regen: definierter Schmutz, Trocknung, Spülzyklus. Wir messen Helligkeits- und Glanzänderung.
- Nasen-/Kanten-Test: 200–300 µm Nassauftrag an Kanten. Wir prüfen, ob die Farbe „läuft“.
- Regenfestigkeit: Sprühbelastung nach 1, 2 und 4 Stunden. Wir prüfen Abwaschspuren.
- Haftzug auf allen Untergründen; Rissklassifizierung nach EN 1062-7.
- Algen/Pilz: Nordexposition + Feuchte. Bewertung nach BFS-26-Skala.
- WDVS-Hitze: Bei dunklen Tönen messen wir die Oberflächentemperatur. Keine Mikrorisse erlaubt.
7) Warnsignale – hier werden wir skeptisch
- Keine Normwerte zu w, Diffusion, CO₂ oder Rissklasse
- Dunkle WDVS-Töne ohne TSR und Herstellerfreigabe
- „Algen-/Pilzschutz“ nur als Slogan – ohne Prüfbericht
- Starke Farbtonschwankungen zwischen Chargen (ΔE00 > 2)
Farbsysteme im Überblick – nicht nur Dispersionsfarbe
Nicht jede Fassade braucht die gleiche Farbe. Wir erklären die wichtigsten Farbarten in einfacher Sprache:
wofür sie geeignet sind, was sie stark macht – und worauf wir achten müssen.
Farbtyp | Typische Untergründe | Stärken (einfach erklärt) | Grenzen / Achtung | Ideal für |
---|---|---|---|---|
Siliconharzfarbe | Mineralische Putze, Altbeschichtungen, WDVS (mit Freigabe) | Sehr wasserabweisend, trotzdem „atmungsaktiv“, gute Selbstreinigung, langlebig | Meist teurer; bei sehr glatten, „dichten“ Altanstrichen Vorprüfung | Allrounder für Küste, Stadt, WDVS |
Silikatfarbe (Wasserglas) | Mineralische Putze, Naturstein, Kalk/Zement | Sehr diffusionsoffen, verbindet sich chemisch mit dem Untergrund, natürlich-matte Optik | Nur auf mineralisch; nicht auf Gips/Dispersionsaltanstrich; Verarbeitung erfordert Erfahrung | Denkmalschutz, historische Fassaden, feuchte-kritische Bereiche |
Sol-Silikatfarbe (Kieselsol + Wasserglas) | Mineralisch + teils Altbeschichtungen mit passender Grundierung | Kombiniert Diffusion mit etwas breiterer Haftung; mineralische Optik | Haftung auf Altanstrichen nur im System; Farbtonpalette oft gedeckter | Sanierungen, Mischuntergründe, Denkmalschutz |
Reinacrylat-/Dispersionsfarbe | Viele Altbeschichtungen, Putze (Vorprüfung!), Beton | Robust, farbtonstark, große Farbtonauswahl, preislich oft günstiger | Je nach System weniger diffusionsoffen; Schmutzaufnahme kann höher sein | Stadt, farbintensive Gestaltungen, Budget-Projekte |
Kalkfarbe | Kalkputz, historische mineralische Untergründe | Sehr diffusionsoffen, natürlich, hohe Alkalität (wirkt gegen Mikroorganismen) | Witterungsanfälliger, kreidet, oft kürzere Standzeit; nicht für Schlagregenlagen | Denkmalschutz, ökologischer Anspruch, Innen/Außen eingeschränkt |
Wetterschutzfarbe (für Holzfassaden) | Holz: Schalung, Fachwerk, Fenster, Dachuntersichten (je nach System) | UV-beständig, elastisch, schützt Holz vor Feuchte; microporös (Holz „atmet“) | Nicht für mineralische Fassaden; Endholz/Anschlüsse sorgfältig versiegeln; Systemaufbau nötig | Holzfassaden, Carports, Sichtschalungen |
Rissüberbrückende Systeme (elastisch) | Gerissene Putze, WDVS mit Haarrissen (Systemfreigabe beachten) | Überbrücken kleine Risse, schützen vor Feuchte und Folgeschäden | Dickerer Film, teurer; nicht jede Rissart geeignet (Bauwerksbewegung prüfen) | Küste, WDVS, bestandskritische Putze |
Hybrid-/High-Performance (z. B. Silikonharz + Acryl) | Mischuntergründe, Sanierung, hohe Beanspruchung | Versucht Vorteile zu kombinieren: gute Hydrophobie, Haltbarkeit, Farbtonstabilität | Eigenschaften stark herstellerabhängig; Normwerte genau prüfen | Stadt, Wald, Mischflächen, Sanierungen |
Schnelle Empfehlungen nach Situation
Praxis-Tipps je Farbtyp (kurz & hilfreich)
- Silikat/Sol-Silikat: Nur auf mineralisch bzw. mit passender Grundierung. Frische Putze ausreichend karbonatisieren lassen. Spritzwasserzone zusätzlich schützen.
- Siliconharz: Perfekt für Schlagregenlagen. Vorher Altbeschichtung auf Tragfähigkeit testen (Gitterschnitt/Haftzug).
- Reinacrylat/Dispersion: Für kräftige Farbtöne geeignet. In feuchten Lagen auf Schmutz- und Algenneigung achten, ggf. hydrophobe Systeme wählen.
- Kalk: Dünn, mehrlagig, witterungsfreundlich planen. Nicht für extrem exponierte Flächen.
- Wetterschutz (Holz): Immer Systemaufbau nutzen. Kanten runden, Endholz versiegeln, Wartungsintervalle einplanen.
- Risssysteme: Rissart prüfen (statisch/dynamisch). Klassen nach EN 1062-7 beachten, Details (Anschlüsse) elastisch führen.