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Unsere unabhängigen Test- und Vergleichskriterien

Wie wir Fassadenfarben unabhängig testen und vergleichen

Wir erklären alles in klarer Sprache. Mit echten Prüfwerten, einfachen Tabellen und einem fairen Punktesystem.

Überblick

Echte Prüfwerte • klare Tabellen • faires Punktesystem

🌊
Küste / Schlagregen
Wasseraufnahme (w), Haftzug, Rissüberbrückung, Salz-/Alkalibeständigkeit.
🌲
Wald / Nordseite
Algen-/Pilzschutz, Diffusion (V1), niedrige w-Werte.
🏙️
Stadt / Feinstaub
Schmutzabweisung (DPUR), leichte Reinigung, UV-/Farbtonstabilität (ΔE00).
🧱
WDVS / ETICS
HBW/LRV, TSR bei dunklen Tönen, Rissüberbrückung, CO₂-Sperre.
🏛️
Denkmalschutz / mineralisch
Sehr hohe Diffusion (V1), Alkalibeständigkeit, Silikatverträglichkeit.

1) Messwerte → Punkte (0–100)
Beispiele: w (EN 1062-3), V-Klasse/sd (EN ISO 7783), ΔE00 (ISO 16474),
DPUR, EN 1062-7 (Risse), EN 1062-6 (CO₂), Haftzug (EN ISO 4624).
2) Gewichtung nach Situation
Küste betont w & Risse, Wald betont V1 & Biozidbeständigkeit, Stadt betont DPUR & UV.
3) Datenqualität (Faktor)
A Labor/Prüfzeugnis = 1,00
B Datenblatt mit Normen = 0,90
C Marketing ohne Messwerte = 0,75

Kern-Kennzahlen im Blick
Wasseraufnahme w (EN 1062-3)
Diffusion V/sd (EN ISO 7783)
Farbtonstabilität ΔE00
Schmutzabweisung DPUR
Rissklasse (EN 1062-7)
CO₂-Klasse (EN 1062-6)
Haftzug (EN ISO 4624)
Ergiebigkeit / Deckkraft / Verarbeitung
VOC / EPD / Konservierer

WDVS & dunkle Töne: HBW/LRV ≥ 20 empfohlen. Bei < 20 nur mit hoher TSR und Herstellerfreigabe – sonst Hitzestress & Mikrorisse.

Basisdaten (immer nötig)
  • Bindemittel, Glanzgrad, Korngröße
  • w, V/sd, CO₂, Rissklasse, Haftzug
  • ΔE00, DPUR-Nachweis
  • HBW/LRV, bei dunkel: TSR + WDVS-Freigabe
  • VOC, Konservierer, EPD/Labels
  • Ergiebigkeit, Schichtdicken, Regenfest-Zeit
  • Klare Normbezüge + Quellenklasse A/B/C
Warnsignale
  • Keine Normwerte zu w, Diffusion, CO₂ oder Rissklasse
  • Dunkle WDVS-Töne ohne TSR & Freigabe
  • „Algen-/Pilzschutz“ ohne Prüfbericht
  • Chargenschwankungen ΔE00 > 2

Test- und Vergleichskriterien Fassadenfarben Info

1) Situationen sind verschieden – deshalb gewichten wir unterschiedlich

Es gibt nicht die eine „beste“ Farbe. Der Standort entscheidet, was wichtig ist.

Situation Darauf achten wir
Küste / viel Schlagregen Wasseraufnahme (w), Haftung, Rissüberbrückung, Salz-/Alkalibeständigkeit
Wald / Nordseite Algen-/Pilzschutz, Atmungsaktivität (Diffusion), geringe Wasseraufnahme
Stadt / Feinstaub Schmutzabweisung (DPUR), leichte Reinigung, stabile Farbtöne
WDVS/ETICS (gedämmte Fassade) HBW/LRV, TSR bei dunklen Tönen, Rissüberbrückung, CO₂-Sperre
Denkmalschutz / mineralisch Hohe Diffusion (V1), Alkalibeständigkeit, Silikatverträglichkeit

2) Messwerte in einfacher Sprache

Wir vergeben pro Kriterium 0–100 Punkte. Je besser der Messwert, desto mehr Punkte.

Haftung am Untergrund
Pull-Off (EN ISO 4624): > 1,0 N/mm² = 80–100 Punkte. Systemfreigaben (z. B. WDVS) geben Bonus.
Wasseraufnahme
w-Wert (EN 1062-3): W1 (< 0,1 kg·m⁻²·h⁻⁰·⁵) = 90–100 Punkte. Weniger Wasser = besserer Schutz.
Atmungsaktivität
sd/V-Klasse (EN ISO 7783): V1 (hoch diffusionsoffen) = 90–100 Punkte. Feuchte kann raus, Regen bleibt draußen.
UV- & Farbtonstabilität
ΔE00 (ISO 16474): ≤ 2 = 90–100 Punkte. Geringe Kreidung (EN 1062-1) gibt Bonus. Heißt: Farbe bleibt länger schön.
Algen- & Pilzschutz
EN 15457/15458: Klasse „beständig“ = 90–100 Punkte. Wichtig für feuchte, schattige Seiten.
Schmutzabweisung (DPUR)
Wir testen Verschmutzung & Regenzyklen. Geringes ΔE/Helligkeitsverlust = 80–100 Punkte. Stadtplus.
Rissüberbrückung
EN 1062-7: A3/A4 = 85–100 Punkte. Deckt kleine Putzrisse besser ab.
CO₂-Sperre
EN 1062-6: C2/C3 = 80–100 Punkte. Wichtig für Beton und viele WDVS-Systeme.
Mechanische Beständigkeit
Stoßfest (ISO 6272-1) und nassabriebfest (ISO 11998, Klasse 1/2) = hohe Punkte. Gut für Sockel & stark genutzte Bereiche.
Dunkle Töne auf WDVS
HBW/LRV ≥ 20 empfohlen. Bei < 20 brauchen wir TSR (Solarreflexion) + Herstellerfreigabe. Sonst Hitzestress.
Verarbeitung
Ergiebigkeit (m²/L), Deckkraftklasse, Regenfest-Zeit, Airless-Freigabe, geringe „Nasen“ (No-Sag) = Pluspunkte.
Umwelt & Gesundheit
Niedrige VOC, konserviererarm/-frei, EPD/Blauer Engel, wenig Auswaschung (leaching-arm) = besser für alle.

3) Wie zuverlässig sind die Angaben?

Wir werten Zahlen je nach Quelle. So bleibt der Vergleich fair.

A – sehr verlässlich
Unabhängiges Labor/Prüfzeugnis
Faktor: 1,00
B – gut
Herstellerdatenblatt mit Normen
Faktor: 0,90
C – schwach
Marketing ohne Messwerte
Faktor: 0,75

4) Beispiel für unser Punktesystem

Wir multiplizieren Punkte (aus Messwerten) mit Gewichten (je nach Situation) und mit dem Datenqualitäts-Faktor.

Kriterium Messwert → Punkte Küste Wald Stadt WDVS
Wasseraufnahme (EN 1062-3) W1=95, W2=75 18% 14% 10% 12%
Diffusion (EN ISO 7783) V1=95, V2=75 10% 16% 8% 10%
Algen-/Pilz (EN 15457/15458) „beständig“=95 8% 20% 8% 10%
Farbtonstabilität (ΔE00) ≤2=95, ≤4=80 10% 8% 14% 8%
Schmutzabweisung (DPUR) gering=90 8% 8% 18% 8%
Rissüberbrückung (EN 1062-7) A3=90 10% 8% 8% 14%
CO₂-Sperre (EN 1062-6) C2/C3=90 10% 6% 8% 12%
HBW/TSR (nur WDVS) Freigabe + hoher TSR = 95 6% 6% 8% 14%
Verarbeitung hoch=85 10% 8% 10% 8%
Ökologie VOC/EPD top=90 10% 6% 8% 4%

Einfach erklärt: Wir geben pro Kriterium Punkte, multiplizieren sie mit dem Gewicht (je nach Situation) und am Ende mit A/B/C (Datenqualität). Fertig ist der Score.

5) Diese Basisdaten brauchen wir immer

  • Bindemittel (Reinacrylat, Siliconharz, Silikat …), Glanzgrad, Korngröße
  • w-Wert, V-Klasse (sd), CO₂-Klasse, Rissklasse, Haftzug
  • ΔE00 nach Bewitterung, DPUR-Nachweis (Labor oder Feldtest)
  • HBW/LRV; bei dunklen Tönen: TSR + WDVS-Freigabe
  • VOC, Konservierer, EPD/Labels
  • Ergiebigkeit (m²/L), Schichtdicken, Regenfest-Zeit, Überstreichintervall
  • Klare Normbezüge + Quellenklasse A/B/C

6) So testen wir in der Praxis

  1. Musterplatten auf Zementputz, Altbeschichtung und WDVS; Grundierung wie vorgeschrieben, 2× Beschichtung.
  2. 12 Monate draußen: Süd- und Nordseite. Wir messen Farbe (ΔE00) und fotografieren monatlich.
  3. Verschmutzung & Regen: definierter Schmutz, Trocknung, Spülzyklus. Wir messen Helligkeits- und Glanzänderung.
  4. Nasen-/Kanten-Test: 200–300 µm Nassauftrag an Kanten. Wir prüfen, ob die Farbe „läuft“.
  5. Regenfestigkeit: Sprühbelastung nach 1, 2 und 4 Stunden. Wir prüfen Abwaschspuren.
  6. Haftzug auf allen Untergründen; Rissklassifizierung nach EN 1062-7.
  7. Algen/Pilz: Nordexposition + Feuchte. Bewertung nach BFS-26-Skala.
  8. WDVS-Hitze: Bei dunklen Tönen messen wir die Oberflächentemperatur. Keine Mikrorisse erlaubt.
Risse bei Fassadenfarben

7) Warnsignale – hier werden wir skeptisch

  • Keine Normwerte zu w, Diffusion, CO₂ oder Rissklasse
  • Dunkle WDVS-Töne ohne TSR und Herstellerfreigabe
  • „Algen-/Pilzschutz“ nur als Slogan – ohne Prüfbericht
  • Starke Farbtonschwankungen zwischen Chargen (ΔE00 > 2)

Farbsysteme im Überblick – nicht nur Dispersionsfarbe

Nicht jede Fassade braucht die gleiche Farbe. Wir erklären die wichtigsten Farbarten in einfacher Sprache:
wofür sie geeignet sind, was sie stark macht – und worauf wir achten müssen.

Farbtyp Typische Untergründe Stärken (einfach erklärt) Grenzen / Achtung Ideal für
Siliconharzfarbe Mineralische Putze, Altbeschichtungen, WDVS (mit Freigabe) Sehr wasserabweisend, trotzdem „atmungsaktiv“, gute Selbstreinigung, langlebig Meist teurer; bei sehr glatten, „dichten“ Altanstrichen Vorprüfung Allrounder für Küste, Stadt, WDVS
Silikatfarbe (Wasserglas) Mineralische Putze, Naturstein, Kalk/Zement Sehr diffusionsoffen, verbindet sich chemisch mit dem Untergrund, natürlich-matte Optik Nur auf mineralisch; nicht auf Gips/Dispersionsaltanstrich; Verarbeitung erfordert Erfahrung Denkmalschutz, historische Fassaden, feuchte-kritische Bereiche
Sol-Silikatfarbe (Kieselsol + Wasserglas) Mineralisch + teils Altbeschichtungen mit passender Grundierung Kombiniert Diffusion mit etwas breiterer Haftung; mineralische Optik Haftung auf Altanstrichen nur im System; Farbtonpalette oft gedeckter Sanierungen, Mischuntergründe, Denkmalschutz
Reinacrylat-/Dispersionsfarbe Viele Altbeschichtungen, Putze (Vorprüfung!), Beton Robust, farbtonstark, große Farbtonauswahl, preislich oft günstiger Je nach System weniger diffusionsoffen; Schmutzaufnahme kann höher sein Stadt, farbintensive Gestaltungen, Budget-Projekte
Kalkfarbe Kalkputz, historische mineralische Untergründe Sehr diffusionsoffen, natürlich, hohe Alkalität (wirkt gegen Mikroorganismen) Witterungsanfälliger, kreidet, oft kürzere Standzeit; nicht für Schlagregenlagen Denkmalschutz, ökologischer Anspruch, Innen/Außen eingeschränkt
Wetterschutzfarbe (für Holzfassaden) Holz: Schalung, Fachwerk, Fenster, Dachuntersichten (je nach System) UV-beständig, elastisch, schützt Holz vor Feuchte; microporös (Holz „atmet“) Nicht für mineralische Fassaden; Endholz/Anschlüsse sorgfältig versiegeln; Systemaufbau nötig Holzfassaden, Carports, Sichtschalungen
Rissüberbrückende Systeme (elastisch) Gerissene Putze, WDVS mit Haarrissen (Systemfreigabe beachten) Überbrücken kleine Risse, schützen vor Feuchte und Folgeschäden Dickerer Film, teurer; nicht jede Rissart geeignet (Bauwerksbewegung prüfen) Küste, WDVS, bestandskritische Putze
Hybrid-/High-Performance (z. B. Silikonharz + Acryl) Mischuntergründe, Sanierung, hohe Beanspruchung Versucht Vorteile zu kombinieren: gute Hydrophobie, Haltbarkeit, Farbtonstabilität Eigenschaften stark herstellerabhängig; Normwerte genau prüfen Stadt, Wald, Mischflächen, Sanierungen

Schnelle Empfehlungen nach Situation

Küste / hohe Schlagregenlast
Siliconharzfarbe oder rissüberbrückendes System. Ziel: sehr geringe Wasseraufnahme (W1), gute Haftung.
Waldlage / Nordseite
Silikat, Sol-Silikat oder Siliconharz mit Algen-/Pilztest. Wichtig: Diffusion V1.
Stadt / Feinstaub
Siliconharz oder hochwertige Reinacrylate/Hybride mit starker Schmutzabweisung (DPUR) und UV-Stabilität.
WDVS/ETICS
Systemfreigegebene Siliconharz- oder rissüberbrückende Beschichtung. Bei dunklen Tönen: HBW/LRV prüfen, TSR nötig.
Denkmalschutz / mineralisch
Silikat oder Sol-Silikat; ggf. Kalkfarbe. Fokus: sehr hohe Diffusion, Verträglichkeit mit dem Untergrund.
Holzfassaden
Wetterschutzfarbe im kompletten System (Grundierung, Zwischen-/Schlussbeschichtung). Endholz sorgfältig schützen.

Praxis-Tipps je Farbtyp (kurz & hilfreich)

  • Silikat/Sol-Silikat: Nur auf mineralisch bzw. mit passender Grundierung. Frische Putze ausreichend karbonatisieren lassen. Spritzwasserzone zusätzlich schützen.
  • Siliconharz: Perfekt für Schlagregenlagen. Vorher Altbeschichtung auf Tragfähigkeit testen (Gitterschnitt/Haftzug).
  • Reinacrylat/Dispersion: Für kräftige Farbtöne geeignet. In feuchten Lagen auf Schmutz- und Algenneigung achten, ggf. hydrophobe Systeme wählen.
  • Kalk: Dünn, mehrlagig, witterungsfreundlich planen. Nicht für extrem exponierte Flächen.
  • Wetterschutz (Holz): Immer Systemaufbau nutzen. Kanten runden, Endholz versiegeln, Wartungsintervalle einplanen.
  • Risssysteme: Rissart prüfen (statisch/dynamisch). Klassen nach EN 1062-7 beachten, Details (Anschlüsse) elastisch führen.

Wichtig bei WDVS: Dunkle Farbtöne nur mit Herstellerfreigabe und hohem TSR (Solarreflexion). Sonst drohen Überhitzung und Risse.
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